LIGHT PATH

Kunstinstallation - Interior Design

2016 -
Künstler: Friedrich Biedermann
Auftraggeber: KITEO GmbH, Vienna
Ort: Frankfurt, Munich, Zurich, Vienna, Budapest,

Projekt in Koopertation mit Friedrich Biedermann und der Firma Kiteo.

Abmessung: 250x620x236 cm (Laderaum LKW)

KLAPPE AUF
Friedrich Biedermanns Light Path
Text von Barbara Pflanzner

Das Licht in Verbindung mit dem Raum ist ein Thema, das den Künstler Friedrich Biedermann seit je her interessiert. Begriffe wie Repräsentation, Kommunikation und Performanz sind Biedermanns Arbeiten ebenso eingeschrieben, wie die Untersuchung jener Begriffe im Hinblick auf die Wahrnehmung der BetrachterInnen.

Die Lichtinstallation Light Path (2016) ist in den Laderaum eines LKWs eingebaut. Ist die Laderampe des LKWs geöffnet, ist das Publikum eingeladen die Installation zu betreten. Die Vorderansicht des Containers erinnert an die Blende einer Fotokamera – ein Verweis auf die menschliche Wahrnehmung und die Herstellung von Bildern. Mit Hilfe nicht sichtbarer LEDs imitiert die Installation das natürliche Licht in seinem reellen Verlauf während Tag und Nacht, komprimiert auf eine Minute. Der Raum verändert also konstant seine Erscheinung und seine Aura: mal erscheint er dunkel, mal grell, mal sanft. Dem Verlauf des Lichts entsprechend schrieb Biedermann eine Partitur, die der österreichischen Band Sofa Surfers als Vorlage für einen eigens komponierten Song diente, der analog zum Lichtverlauf abgespielt wird.

Der LKW macht Halt, wo immer er will: an verschiedenen gut besuchten Orten im Stadtraum ebenso wie an „Nicht-Orten“, wie etwa Parkplätze oder Raststätten. Biedermann verfolgt die Idee eines von Grund auf demokratischen Kunstbegriffes, nämlich Kunst den Leuten näher zu bringen – auch zu jenen, die normalerweise nie mit Kunst in Berührung kommen oder kommen wollen. Die Arbeit verweigert sich jedoch der üblichen Ausstellungspraxis, die in der Regel mit der Auswahl durch einen Kurator/einer Kuratorin beginnt und die auf ein zumeist einschlägiges Kunstpublikum ausgerichtet ist. Sie zielt vielmehr auf ein breites, nicht zwingend kunstaffines Publikum ab. Da der LKW zu jeder Tages- und Nachtzeit stehen bleiben kann, ist außerdem die konventionelle Ausstellungszeit negiert. Abgesehen vom Umgehen der institutionellen Regeln der Kunstpräsentation missachtet die Arbeit auch die natürlichen Parameter, denen Lichtarbeiten im öffentlichen Raum normalerweise unterliegen: denn eigentlich bilden Tag und Nacht mit ihren zyklischen Abfolgen von Helligkeit und Dunkelheit die Rahmenbedingungen für deren visuelle Intensität. Da Light Path aber erstens jederzeit präsentiert werden kann und zweitens den eigenen „Präsentationsraum“ selbst mitbringt, ist dieser Aspekt elegant außen vor gelassen.

Interessant wird die Arbeit auch dadurch, dass mit dem vordergründigen Spektakel einer Präsentation in einem LKW, der mit seinen mehreren Metern Länge und seiner breiten Seitenaufschrift durchaus pompös daherkommt, eine Tarnung einhergeht: denn dem vordergründig „wuchtigen“ Auftritt steht das ephemere, angenehme Licht im Inneren wie auch die kontemplative Stimmung, die es hervorruft, gegenüber. Light Path ist letztlich eine Arbeit, die sich durch ihre Beziehung zum Licht des sie umgebenden Außenraumes definiert beziehungsweise umgekehrt von diesem definiert wird. Doch auch hier wird ein Täuschungsmanöver inszeniert, denn in Light Path wird eine Natur vermittelt, die zur Technologie geworden ist.